10. Kapitel
Der nackte Körper der Frau auf dem Altar schimmerte im Licht zahlreicher Kerzen. In einiger Entfernung um sie herum standen zwölf in schwarze Umhänge gehüllte Vampire.
»Zu lange schon haben wir uns vor den Menschen versteckt.« Der Anführer der Gruppe trat vor, sein Gesicht unter der weiten schwarzen Kapuze verborgen.
»Verfolgt, gequält und ermordet!«, donnerte er. »Und haben wir uns gewehrt? Nein!« Er schritt um den Altar herum. Seine Fangzähne glitzerten.
»Wie Schafe befolgen wir die Gesetze unserer Clanoberhäupter. Das Gesetzbuch der Vampire!« Er spie die Worte förmlich aus. »Man befiehlt uns, uns zu verstecken, uns zu ducken, den Mund zu halten - unsere wahre Natur zu verleugnen!«
Die junge Frau auf dem Altar wimmerte verängstigt. Der Vampir fuhr zu ihr herum. Zwölf Augenpaare waren hungrig auf sie gerichtet.
»Wir sind klüger als ihr«, rief der Vampir mit klarer Stimme, »schneller als ihr, stärker als ihr. Begreifst du das, du schwache Kreatur?«
Die schreckensweiten Augen des Opfers füllten sich mit Tränen.
»Schaut sie euch an!«, höhnte der Anführer und hob den schlanken Arm des Mädchens. »Seht ihr, wie sie sich fürchtet?« Er zog einen Dolch unter seinem Umhang hervor und machte einen langen Schnitt in den Unterarm des Mädchens, dessen Schrei hinter dem Knebel ungehört blieb. Blut tropfte auf den Altarstein und erfüllte die unterirdische Kammer mit seinem metallischen Geruch.
Der Anführer tauchte seinen Finger in die Pfütze, die sich bildete, und leckte ihn genüsslich ab. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, mit kohlschwarz funkelnden Augen und blutverschmierten Lippen.
»Es wird höchste Zeit, dass wir unseren rechtmäßigen Platz in der Natur einnehmen! Es wird höchste Zeit, dass wir diesen jämmerlichen Menschen zeigen, wer hier der Herr ist!«
Zwölf in Kapuzen gehüllte Gestalten traten mit schwingenden Roben vor zum Altar und schlugen ihre Zähne in den nackten Leib des Opfers.